Auf die Zugspitze wollte ich ja schon immer mal wandern und habe dies nun endlich am letzten richtig heißen Tag des Jahres 2020 verwirklicht. Die Anreise habe ich über Neuschwanstein gelegt, um gleich noch ein paar Sonnenuntergangs- und Sonnenaufgangsbilder einzufangen. Nach den Fotos am Königsschloss ging es dann weiter nach Ehrwald an den Parkplatz der Tiroler Zugspitzbahn. Vor dort aus kann man über den Julius-Jäger-Steig, die Wiener Neustädter Hütte und den Stopsezieher Klettersteig auf die Zugspitze wandern – es ist auch die schnellste Möglichkeit auf Deutschlands höchsten Berg zu kommen, mal abgesehen davon, man fährt mit der Bahn. Warum ich von Ehrwald aus gelaufen bin ist relativ einfach. Zum einen kosten die Parklätze am Eibsee etwas und zum anderen wollte ich auch wieder zurück wandern über das Gatterl. Dieser Weg endet dann an der Ehrwalder Almbahn. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob ich die beiden Touren an einem Tag schaffe. Schließlich waren für den Stopselzieher rund fünf Stunden angeschrieben und dann für den Weg zurück übers Gatterl noch einmal sechs Stunden – also eine ziemlich lange Tour.
Ehrwald – Wiener Neustädter Hütte – Stopselzieher
Als ich zum Parkplatz an der Tiroler Zugspitzbahn kam, war ich schon ein wenig irritiert, weil um halb acht schon viele Parkplätze belegt waren. Kein Wunder, dass dann auf dem Weg nach oben immer wieder Wanderer zu sehen waren. Los geht es in Ehrwald indem man der Beschilderung zur Wiener Neustädter Hütte folgt. Erst geht es über die Skipiste nach oben, dann biegt man auf einen schmalen Weg nach links ab. Hier war ich mir erst nicht sicher, ob ich richtig bin, ein großer Felsbrocken auf dem die Hütten-Zwischenstation angeschrieben war beseitigte danach aber meine Zweifel.
Man folgt dem Weg und kommt wenig später auf ein großes Geröllfeld dem man nach oben folgt. Als die Latschen weniger werden, kann man schon die alte Zwischenstation der Tiroler Zugspitzbahn erkennen. Zum Lost-Place in den Alpen kann man sogar noch einen kurzen Abstecher einbauen, doch richtig sehenswert ist der Betonklotz dann auch nicht. Weiter geht es über den Julius-Jäger-Steig immer in Richtung der neuen Trasse der Seilbahn. Erreicht man den ersten Seilbahnpfosten, erblickt man auch gleich den funkelnden Eibsee auf Deutscher Seite. Ein toller Blick in die Tiefe auf alle Fälle.
Jetzt sind die ersten Seilversicherungen am Steig, der aber weiterhin relativ leicht zu begehen sind. Schwierigere Passagen sind mit Brücken überbrückt. Wenig später kommt man dann an der Wiener Neustädter Hütte an, die rechterhand des Weges liegt. Die Hütte liegt fast direkt unter der Bahntrasse und wird dementsprechend auch aus den Gondeln versorgt. Nachdem schon viele Wanderer und Klettersteiggeher ihr Klettersteigset an der Hütte anzogen, habe ich einen kleinen Zwischenspurt eingelegt, um der ein oder anderen Seilgemeinschaft aus dem Weg zu gehen. Je näher man dann dem Stopselzieher Klettersteig gekommen ist, desto mehr Menschen waren zu sehen, die wie Ameisen in der Wand nach oben wanderten.
Am Fuß des Steiges habe ich dann mein Klettersteigset angezogen auf das ich aber getrost hätte verzichten können. Der Steig hat eine Schwierigkeit von A/B und ist wirklich gut gesichert. Wer also trittsicher ist und keine Probleme mit der Höhe hat, der kommt auch ohne Probleme ohne Gurte nach oben. Den Helm würde ich allerdings aufsetzen aufgrund der Steinschlaggefahr. Wenn man mit Kindern unterwegs ist, würde ich selbstredend sichern. Ansonsten ist der Steig wunderbar ausgebaut. An Stellen wo es keine Tritte gibt, sind Klammern in die Wand eingelassen, ansonsten ist alles Seilversichert.
Schnell kommt man nach oben, muss durch den Stopselzieher (siehe Bild) und kommt bald wieder auf normales Wanderterrain. Ab hier gibt es auch keine Seilversicherungen mehr, man kann ganz normal noch oben wandern. Linkerhand erscheint wenig später die neue und auch die alte Bergstation der Tiroler Zugspitzbahn und je näher man kommt, desto mehr sieht man, wie verbaut die Zugspitze eigentlich ist. Kein schöner Anblick, wenn ich ehrlich bin. Vom Dach der alten Bergstation folgt man dann dem Weg rechts nach oben bis man an einen Grat kommt und damit auch die Deutsche Seite erreicht – Grenzschild inklusive. Der Blick geht natürlich auf den kaum noch vorhandenen Gletscher auf dem sich einige Touristen mit dem Schlitten austoben.
Nach links folgt man der Beschilderung Richtugn Münchner Hütte und erreicht dann nach einer knappen halben Stunde nach offizieller Zählung das Aussichtsplateau der Zugspitze.
Die Zugspitze – wie am Volksfest oder Volkswandertag
Auf der Aussichtsplattform angekommen bin ich fast ein bisschen erschrocken, denn es war unglaublich voll. Wer also Ruhe sucht, der sollte auf einen anderen Gipfel wandern. Die Wanderer und Tourengeher treffen hier auf die Flip-Flop-Fraktion, die mit den Bahnen von Ehrwald oder dem Eibsee hochfahren. Gut Flip-Flops habe ich keine gesehen, aber doch viele Besucher, die mit sehr leichten Schuhen unterwegs waren. Wer dann auf den Gipfel will, muss sich anstellen. Eine lange Schlange wartet vor der Leiter, die auf den eigentlichen Gipfel führt, auf die Besucher, die von oben wieder runter auf die Aussichtsplattform wollen und umgekehrt. Nach einer knappen halben Stunde Wartezeit war ich dann auch endlich mal an der Reihe, vorher gab es teils sehr kuriose Szenen, wenn Mädels im Minirock auf dem Hosenboden die teilweise großen Stufen auf dem Hintern nach unten gerutscht sind… Der Ausblick ist wirklich toll und ich habe auch ein schönes Plätzchen für das Gipfelbier und die Brotzeit gefunden, aber noch mal muss ich mir die Wartezeit nicht geben, glaube ich.
Abstieg nach Ehrwald übers Gatterl
Nachdem ich sehr gut in der Zeit lag – ich habe nur knapp drei Stunden für den Aufstieg benötigt – bin ich natürlich auch wieder abgestiegen. Man hat drei Möglichkeiten, um wieder nach Ehrwald zu kommen. Zum einen bequem mit der Tiroler Zugspitzbahn, dann den gleichen Weg, also über den Stopselzieher, zurück oder eben übers Gatterl zur Ehrwalder Almbahn und dann mit dem Bus zum Ausgangpunkt. Ich entschied mich für die dritte Variante. Der erste Teil des Abstiegs gleicht dem Aufstieg, man muss wieder zu der Scharte zurück mit dem Grenzschild. Danach hält man sich links immer in Richtung Gletscherplatt. Seilversichert geht es dann nach unten in Richtung Rodelhang und Bergstation der ´ Zahnradbahn, die von Grainau auf Deutschlands höchsten Berg fährt. Der Weg abwärts war relativ anstregend, zum einen weil sehr viel Schotter am Weg lag und deswegen die Rutschgefahr hoch war und zum anderen wegen dem vielen Gegenverkehr, der Wanderer, die aus dem Reintal oder auch übers Gatterln den Weg in Richtung Gipfelkreuz suchten.
Am Zugspitzplatt angekommen kann man sich noch das Schneefernerhaus von unten ansehen und folgt dann dem Plattsteig genannten Weg nach links immer in Richtung Knorrhütte, die sich als Zwischenstop anbietet. Hier gabelt sich der Weg. Entweder man folgt dem Weg in Richtung Reintal oder biegt so wie ich rechts ab in Richtung Gatterl. Der Weg schlängelt sich jetzt relativ gemütlich bergauf und bergab voran, immer wieder mit rückwärtigen schönen Blicken auf die Hütte und die Zugspitze, dann kommt man an einer Biwakschachtel und einem kleinen Kreuz mit vielen Steinmännchen vorbei. Jetzt geht es wieder leicht bergauf, bis man das Gatterl erreicht – die Grenze zwischen Deutschland und Österreich. Dieses Mal mit zwei Schildern beider Länder und – wie sollte es auch anders sein- muss man durch ein Gatterl, um ins andere Land zu kommen. Jetzt geht es kurz bergab, bis dann der letzte Anstieg folgt. Danach schlängelt sich der Weg gemächlich ins Tal bis man auf Forstwege trifft, die genau zur Ehrwalder Alm und der dazugehörigen Almbahn führen. Wer faul ist, der kann nun mit der Bahn abkürzen oder die letzten 40 Minuten ins Tal absteigen. Dazu muss man nur dem Forstweg folgen. Der Bus von der Almbahn zum Ausgangspunkt fährt im Übrigen einmal in der Stunde, für 4.80€ die Fahrt.
Fakten zur Tour
- Aufstieg über die Wiender Neustädter Hütte und den Stopselzieher: ca. 5h (ich habe knapp drei Stunden gebraucht)
- Anstehen am Zugspitzgipfel: Zwischen 30 und 60 Minuten
- Abstieg übers Gatterl: ca. 6 h (ich habe knappe 3.45 Stunden gebraucht)
- Strecke: 21 km
- 1903 Höhenmeter bergauf
- 2000 Höhenmeter bergab
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