Gute Sportfotos ohne Sportmodus

Spätestens bei schlechtem Wetter, wie am vergangenen Wochenende mit viel Regen und dunklen Wolken, kommen Kameraautomatiken wie der Sportmodus an seine Grenzen. Dieser Modus macht alle Aufnahmen vollautomatisch und versucht die ideale Mischung aus Blende, Verschlusszeit und möglicherweise auch der richtigen ISO-Einstellung zu finden. Mal abgesehen davon, dass ein ambitionierter Fotograf eher selten mit Motivprogrammen arbeitet, bietet sich spätestens in dem Moment an manuelle oder halbmanuelle Einstellungen  an der Kamera selbst zu tätigen, um noch gute Bilder zu machen.

Manueller Modus mit ISO-Automatik: Belichtungszeit 1/500, ISO 6400, Blende 5: Beim Ball ist eine Bewegungsunschärfe auszumachen.

Ich versuche immer folgende Einstellungen (möglichst manuell) zu machen:

  • Blende 2.8 oder besser (je nach Objektiv, viele Objektive fangen bei Blende 4.0 erst an)
  • Belichtungszeit: mindestens 1/800 (oder niedriger). Bei schlechten Verhältnissen kann man auch mit 1/500 fotografieren, muss aber damit rechnen, dass manchmal Bewegungsunschärfe in den Bildern zu sehen ist.
  • ISO: Auto (maximal 6400): der maximale ISO-Wert hängt aber stark von der Kamera ab. Während die Profikamera Canon 1DX ein gutes Rauschverhalten hat und auch bei höheren ISO-Zahlen noch gute Ergebnisse liefert, haben Einsteigerkameras wie die schon betagte Canon 40D ein deutlich schlechteres Rauschverhalten und können sowieso nicht so hohe Isowerte nutzen (teilweise maximal 3200). Man sollte vor den Aufnahmen testen, welcher ISO-Wert noch geht und ab welchem die Aufnahmen zu matschig oder körnig werden.

Manueller Modus mit ISO-Automatik: Belichtungszeit 1/640, Blende 5, ISO 5000: Fast keine Bewegungsunschärfe zu erkennen.

Mit folgenden Modi kann man die oben genannten Werte erreichen:

  • Av (engl: aperture priority): Bei der Blendenpriorität oder Zeitautomatik stellt der Fotograf die Blende fest ein. Im Falle einer Sportaufnahme nimmt man hier die kleinste Blende, z.b. 2.8 oder 4. Je niedriger die Blende, desto mehr Licht kommt ins Objektiv. Die Belichtungszeit stellt die Kamera dann automatisch selber ein. Den Modus würde ich aber eher nicht für Sportaufnahmen empfehlen, weil die Kamera dann natürlich die Belichtungszeit bei schlechten Wetterverhältnissen nach oben regelt, um mehr Licht einzufangen. Vor allem im Sportbereich sollte der Fotograf mindestens 1/800 als Belichtungszeit einstellen (alles größer als 1/1000 ist optimal), um alle Bewegungen der Sportler scharf einzufangen (Schussversuche,…).
  • Tv: (engl: time value): Die Zeitvorauswahl macht genau das entgegengesetzte der Blendenpriorität. Denn hier wird die Belichtungszeit ausgewählt (z.B. 1/800). Den Rest regelt die Kamera von alleine. Bende und ISO-Zahl wird dann von der Kamera automatisch eingestellt. Mit Tv kann man schön in der Halle fotografieren, wenn man nicht den manuellen Modus verwenden will, es ist das Mittel der Wahl bei Aufnahmen mit schnellen Bewegungen (wie Sport).  In manchen Kameras wird dieser Modus auch mit “S” gekennzeichnet.
  • M: Im manuellen Modus lässt sich, wie es der Name schon sagt, alles Manuell einstellen. Sowohl Blende als auch Belichtungszeit wird händisch eingestellt. Mit einem bisschen Übung ist dieser Modus der perfekte für die Sportfotografie.

Für alle Modi gilt: Wichtig ist immer ein paar Probeschüsse zu machen und die Belichtung, Schärfe und auch “Körnigkeit” der Bilder in der Displayvorschau zu betrachten. Danach kann losgelegt werden. Wichtig ist auch der Bildausschnitt: Je näher das betrachtete Objekt, desto weniger fällt das Rauschverhalten ins Gewicht – ganz alleine schon, weil man das Bild nicht so stark croppen (beschneiden) muss, um die Szene groß genug darstellen zu können.

Sportmodus: Belichtungszeit 1/64, Blende 4, ISO 800 – kein Wunder, dass die Bilder unscharf werden. Es ist deutliche Bewegungsunschärfe zu erkennen.

Serienbilder machen – AI Servo/AF-C verwenden

Wichtig ist natürlich auch die Kamera im Serienbildmodus zu verwenden. Je länger man auf den Auslöseknopf klickt, desto mehr Bilder werden erstellt. Abhängig von der Kamera werden dann bei einer Auslösung zwischen drei und 14 (oder mehr) Bilder erstellt. So kann man sich den perfekten Schuss nach dem Shooting aussuchen. Damit die Kamera bei Reihenaufnahmen auch immer richtig fokussiert, muss man der Kamera noch sagen, wie der Fokus arbeiten soll. In der Regel lässt man den Fokus immer automatisch nachführen (bei halb gedrücktem Auslöser und während der Serienaufnahme). Nennt sich bei Canon AI Servo und bei Nikon AF-C. Diesen Modus kann man ansich immer verwenden, also auch bei eher statischen Objekten.

Die Krux mit dem Autofokuspunkt

Schwieriger wird es schon mit der Auswahl des Autofokuspunktes. Alle Kameras bieten diverse Möglichkeiten an den Autofokuspunkt einzustellen – sei es einfach mittig oder auch versetzt. Oder aber die Kamera sucht sich automatisch den Punkt, den sie für richtig hält. Die Autofokus-Systeme verschiedener Kameras unterscheiden sich hauptsächlich in der Zahl und Qualität ihrer AF-Punkte. Normalerweise langt es, wenn man den Autofokuspunkt in die Mitte platziert. Je nach Kamera kann man auch verschiedene Bereiche definieren in der sich die Kamera dann den richtigen Punkt sucht. Man sollte dieses Verhalten der Kamera auf alle Fälle testen. Der Klassiker ist ein Zweikampf bei dem die Spieler unscharf ist und die Bande dahinter ist scharf. Fokussiert man mit dem mittleren AF-Feld, besteht die größte Chance, alles Notwendige im Bild zu haben, gleichzeitig ist die Wahrscheinlichkeit am größten, dass auch scharf ist, was scharf sein soll.

2 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert