Alpenüberquerung über den Fernwanderweg E5 von Oberstdorf nach Meran (Teil 1)
Im August habe ich mich auf die Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran gemacht – bekannt auch als E5 Fernwanderweg. Es handelt sich um die bekannteste Route quer über die Alpen und es ist zugleich auch die kürzeste Wegstrecke durch drei Täler von Deutschland nach Italien. Man kann die Strecke natürlich auch noch ausdehnen, mangels Urlaub habe ich die Strecke aber in sechs Tagen bewältigt. Ich hatte im Übrigen nicht vorab die Hütten gebucht, habe aber in jeder Hütte ein Bett oder ein Lager problemlos bekommen. Andere Wanderer haben mir aber gesagt, dass Sie bereits im März ihre Unterkunft gebucht hatten – ich hingegen wollte die Wetterprognose abwarten und hatte Traumwetter fast die komplette Tour. Die angegebenen Routenzeiten sind im Übrigen die Angaben der Reiseführer. Ich habe auf jeder Etappe die Zeiten locker unterboten.
Tag 1: Oberstdorf – Kemptner Hütte
Los ging es kurz vor fünf Uhr in Erlangen, denn praktischerweise fährt einmal die Woche Mittwochs ein Flixbus, der Mittags in Oberstdorf ankommt. Genügend Zeit, um die erste Etappe zu bestreiten. In Oberstdorf am Busbahnhof hat man drei Möglichkeiten. Zum einen kann man mit dem Bus oder dem Taxi zum Berggasthaus Spielmannsau oder man läuft von Oberstdorf knappe zwei Stunden dort hin. Diese Variante habe ich gewählt und lief mich sozusagen auf einem gemächlich ansteigenden Weg warm. Nachdem der Berggasthof erreicht ist, geht es Richtung Talschluss der Trettach. An der Materialseilbahn der Kemptner Hütte vorbei geht es dann auf einen Pfad durch das Sperrbachtobel in Richtung Kemptner Hütte.Am Fels entlang geht der Weg teilweise sehr steil nach oben bis man grüne Wiesen erblickt und dann auf der rechten Seite die Kemptner Hütter zu sehen ist. In dem Alpenvereinshaus bekam ich dann eine Vorahnung was mich auf der ganzen Tour erwarten sollte. Denn es gab eine einzige – und auch nur lauwarme – Dusche für die Männer, sodass ich das erste Mal im Leben anstehen musste, um zu Duschen
Routendetails:
Strecke: 15 km
Gehzeit: 4,5 h
Höhenmeter: ↑1.050 m
Tag 2: Kemptner Hütte – Holzgau – Württemberger Haus
Früh morgens – in einer Alpenvereinshütte fangen die ersten schon um fünf Uhr früh an aufzustehen und Rucksäcke zu packen – ging es dann von der Kemptner Hütte aus in Richtung Holzgau in Österreich. Nach eineinhalb Stunden überquerte ich die Deutsch-Österreichische Grenze am Mädelejoch (1.974 m) und bin dann wieder abgestiegen. Nach einem kurzen Umweg über die Hängebrücke, die über die Höhenbachtalschlucht führt. Sie ist die höchste und längste kostenlos zugängliche Fußgängerhängebrücke in Österreich und führt über 200 Meter über die Schlucht. In der Mitte ist man 110 Meter über dem Boden.
Von der Brücke hat man einen schönen Ausblick auf die Schlucht und auch auf Holzgau. Im Ort angekommen hat man zwei Möglichkeiten: Zum einem das Tal weiterzuwandern und dann in den Aufstieg zu gehen. Allerdings läuft man dabei drei bis vier Stunden relativ langweilig nur im Tal, sodass ich mich entschied das Taxi zu nehmen, um mir diese Zeit zu sparen. Egal ob mit dem Taxi oder zu Fuß: Es geht im Madautal weiter. Hier gibt es drei Varianten: Die leichteste Route soll der Aufstieg auf die Ansbacher Hütte via Alperschontal sein, die Normal-Variante ist der Weg über die Memminger Hütte und die dritte Variante, die ich genommen habe, geht auf das Württemberger Haus. Beim Taxi kann man sich im Übrigen Zeit lassen. Jede Person kostet 15 Euro und es wird erst abgefahren, wenn mindestens zehn Personen mitfahren. Deswegen empfiehlt sich ein Besuch im örtlichen Supermarkt, um eine Kleinigkeit zu essen oder Proviant einzukaufen. Abgesetzt wurde ich dann im Madautal an einer Weggabelung und folgte einem Forstweg auf der linken Seite des Röttalbachs.
Der Weg ging später in einen schmalen Pfad über und war teilweise etwas schlecht ausgeschildert – dies liegt, denke ich, an einigen Erdrutschen, die den eigentlichen Weg weg gerutscht hatten. Zum Schluss folgen richtig schöne steile Anstiege bis zum Leiterjöchl, das man gesichert an Seilen mit Händen und Füßen hoch kraxeln muss. Blickt man zurück, hat man einen schönen Blick auf den Schiefersee, den ich erst gar nicht bemerkt hatte – bis ich eben zurückgeblickt habe. Für den kleinen Klettersteig wird Trittsicherheit und Schwindelfreiheit empfohlen, doch bei schönem Wetter ist der Aufstieg für einen einigermaßen geübten Wanderer kein Problem. Bei nassem Wetter sieht das natürlich anders aus.
Oben auf dem Leiterjöchl (2.526 m) bietet sich ein fantastischer Blick auf die umliegenden Berge. Wer jetzt denkt, dass er gleich das Württemberger Haus entdecken, der sieht sich getäuscht. Denn erst noch muss man eine knappe Stunde dem schmalen Weg folgen, um zum Übernachtungsziel zu gelangen. Von der Terrasse der Alpenvereinshütte, die nur mit dem Hubschrauber versorgt werden kann, bietet sich ein fantastischer Ausblick auf die umliegenden Berge. Im Württembegrer Haus gibt es im Übrigen nur eine “Naturdusche”, die aus einem See gespeist wird. Ein eiskaltes Vergnügen sozusagen für das man noch 200 Meter den Berg hoch laufen darf.
Routendetails:
Strecke: 30 km
Gehzeit: 12 h (ohne Taxi, mit Taxi zwei Stunden kürzer)
Höhenmeter: ↑1.600 m, ↓1.200 m
Tag 3: Württemberger Haus – Zams – Venet Gipfelhütte
Kurz nach Sechs bin ich dann den Weg in Richtung Zams aufgebroch. Von 2200 Meter ging es bis auf 800 Meter über dem Meeresspiegel. Erst geht es relativ sanft nach unten vorbei an saftigen grünen Wiesen. Dem Lochbach folgend landet man auf einem Hochplateau auf der sich die Unterlochalm befindet. Hier kommt man auch wieder auf die normale E5-Route von der Memminger Hütte. Nach einem kurzen Anstieg durchwandert man das Zammer Loch – der anstrengendste Teil der Tour, denn der Weg scheint nie zu Enden und wird vor allem im Sommer richtig aufgeheizt.
Im Zammer Loch führt der Fernwanderweg über einige ausgesetzte Stellen an einer tiefen Schlucht entlang – für Leute mit Höhenangst dürfte diese Teiletappe eine Herausforderung sein. Belohnt wird der Wanderer aber immer wieder durch herrliche Ausblicke auf Landeck, Zams und das Inntal. Der Weg zog sich deutlich länger hin als ich dachte, doch nach knapp 2.5 Stunden war ich schon am Ziel und stärkte mich erst einmal in einer Bäckerei. Ich hatte vorab an der Venet-Gipfelhütte ein Bett gebucht und wollte spontan entscheiden, ob ich die knapp 1400 Höhenmeter auf den Krahberg (2.208 Meter) zu Fuß oder mit der Bahn bewältige. Nachdem der Aufstieg aber wenig spektakulär war und zudem gerade eine Gondel auf mich wartete, nahm ich die Bahn und kam so schnell zu meiner Unterkunft für die Nacht. Eigentlich hätte ich jetzt auch noch locker weiterwandern können – schließlich war es erst kurz nach elf Uhr. Ich deponierte meinen Rucksack aber dann in meiner Unterkunft (beziehen konnte ich das Zimmer erst um 15 Uhr) und machte ohne schweres Gepäck die Venet Gipfelrunde. Drei Gipfel in Serie standen auf dem Programm. Erst ging es auf den Venet (2.512m), danach folgte ein schmaler Weg auf das Wannejöchl (2.497m). Zum Schluss wanderte ich auf das Kreuzjoch (2.464 m) und genoss die herrliche Aussicht. Zurück ging es auf dem selben Weg, vorbei an einigen Ziegenherden, die eindeutig die Chefs im Ring waren. Da muss dann eben der Wanderer den Weg verlassen und nicht umgekehrt.
Tipp 1: Wer so früh wie ich am Venet ist, der kann auch ruhig weiterwandern und beispielsweise auf der Larcher Alm übernachten. Zeitlich geht sich das gut aus und man spart sich am folgenden Tag einige Kilometer auf dem Weg zur Braunschweiger Hütte.
Tipp 2: Wer so wie ich auf der Venet Gipfelhütte übernachtet, der kann ganz entspannt ohne Rucksack die Gipfelrunde machen und nimmt dann am nächsten Tag nicht den Weg über die Gipfel, sondern folgt dem Panoramaweg, der auf halber Höhe Richtung Larcher Alm/Wenns geht. Dadurch spart man sich dann eine Stunde Gehzeit. Im Übrigen gibt es auf der Venet Gipfelhütte eine warme Dusche, Steckdosen an jedem Bett (ich gebs zu, das war schon Luxus auf der Tour) und eine klasse Halbpension mit richtig gutem Essen.
Routendetails (bis Zams):
Strecke: 12 km
Gehzeit: 4 h
‘Höhenmeter: ↓1.500 m
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